Prof. Dr. Volkert Faltings, seit 1987 Leiter der Ferring Stiftung  Foto: Andreas Hansen

Eines der neuen Projekte in der Ferring Stiftung:

Friesisch sprechendes Kaninchen verzaubert Alkersum

»Dibedibedab« singt das KiKaninchen. Eine Woche lang hielt das kleine blaue Kaninchen die Ferring Stiftung in Atem. Seit 2009 läuft die beliebte Fernsehsendung auf KiKA, dem öffentlich-rechtlichen Fernsehkanal von ARD und ZDF für Kinder und Jugendliche. Demnächst gibt es die Sendung mit der Zielgruppe Drei- bis Sechsjährige auch auf Friesisch! Der Sender hatte beschlossen, Minderheitensprachen zu fördern und entsprechend bei der Ferring Stiftung in Alkersum angefragt. Dies hatte die Stiftung zwar überrascht, traf sie jedoch nicht ganz unvorbereitet. Eine enge Zusammenarbeit mit der Eilun-Feer-Skuul (EFS) hat in den vergangenen Jahren bereits zu 20 Buchpublikationen mit den Abiturienten geführt. Darunter auch ein Hörspiel. Die Schüler müssen sich dabei um sämtliche Aspekte des Unterrichtsprojekts wie Manuskript, Fotos, Illustrationen, Umschlagsgestaltung, Finanzierung, Wortregister und natürlich der Übersetzung selbst kümmern. Herausgekommen sind viele beeindruckende Buchprojekte auf Friesisch: Von Astrid Lindgren über Wolfgang Borchert und Fred von Hoerschelmann bis hin zu Ernest Hemingway.
»Eine Übersetzung von Englisch ins Friesische ist leichter als vom Hochdeutschen, denn es gibt keine Sprache, die mit Englisch so stark verbandelt ist wie das Friesisch.«, sagt Prof. Dr. Volkert Faltings, der die Ferring Stiftung 1987 mitgegründet hat und seit 2004 ihr Vorsitzender ist. Lange Jahre lang war der in Klintum geborene Friesist und Nordist selbst Lehrer am Wyker Gymnasium. Seine Erfahrung sagt ihm: Bei Projekten wie beim KiKaninchen »müsse man die Kinder lassen«. Die Übersetzungen würden dadurch »frisch und elementar«, denn die Schüler wüssten, wie Kinder ticken. Durch Geschwister und eigene Erfahrungen seien sie »nah dran«. 28 Schülerinnen und Schüler des 12. und 13. Jahrgangs beschäftigen sich derzeit intensiv mit Friesisch. Bereits beim Hoerschelmanns Hörspiel »Das Schiff Esperanza« habe man Erfahrungen mit der Übersetzung von Dialogtexten gemacht. Beim KiKaninchen hätten die Schüler dann zusätzlich die Silben genau gezählt und versucht, diese Anzahl bei der friesischen Version möglichst beizubehalten.
Nachdem der friesische Text stand, fanden Anfang Januar in der Bibliothek der Stiftung nun die Aufnahmen statt. Um eine bestmögliche Aufnahmequalität zu erhalten, waren zwischen Bücherregalen Teppiche ausgelegt und seitlich aufgehängt worden. Vor einer Leinwand sprachen dann drei Gymnasiasten eine Woche lang täglich von 8.30 Uhr morgens bis 18.15 Uhr – zwischen den Büchern sitzend und auf eine Leinwand blickend – die friesischen Texte ein. Cindy Prasser, aus Süderende stammend und in Oevenum wohnend, übernahm den Part des Kaninchens. Ihre Freundin Gesche Martens aus Oevenum sprach »Anni« ein und der Alkersumer Jan Ketels synchronisierte »Christian«. Die Berliner Produktionsfirma vor Ort konnte kaum glauben, zu welchen Leistungen die drei Föhrer Naturtalente als Laien fähig waren. Ebenfalls Lob erhielten die von den Mitschülern perfekt angelegten friesischen Dialoge entsprechend der Sprechphasen, Lippenbewegungen und Mimiken. Die aufgenommen Folgen werden in Kürze in der Mediathek des Senders und auf der Homepage der Stiftung zu sehen sein.