Die Alkersumerin Helga Lorenzen zu Hause bei ihrem besonderen Hobby    Fotos: Andreas Hansen

Man findet sie auf der ganzen Insel – und anderswo:

Föhrer Glückssteine, die das Herz bewegen

Sie machen Mut. Sie spenden Trost. Sie schaffen Freude. Manch einer mag sich schon gewundert haben, wenn dort plötzlich am Wegesrand ein kunstvoll bemalter Stein liegt. Hat ihn jemand verloren? Ist er vom Himmel gefallen?
Ähnlich erging es vermutlich Helga Lorenzen, als sie im Jahr 2017 frühmorgens solch einen Stein fand. Höchst erfreut, fing die Erzieherin aus Alkersum an zu recherchieren, was dahintersteckt – und fing selbst an Steine zu bemalen und sie auszulegen. »Ich verschenke mit Freude. Wer gibt heute noch etwas ab? Ich finde, der Umgang miteinander sollte viel wertschätzender sein«, sagt sie. 400 bis 500 Steine bemalt sie jährlich. Per Hand! Es wird keine Schablone oder Folie verwendet. Mit
Acrylfarbe wird das Motiv auf den Stein gemalt und dann mit Klarlack versiegelt. So hält ein Stein viele Jahre. »Wenn ich einen Stein sehe, weiß ich schon, was aus ihm wird. Eine Raupe, eine Schildkröte, ein Herz oder ein Föhr-Motiv.«

Zu finden sind die Steine überall, wo man nicht mit ihnen rechnet. Auf der Promenade, auf einer Sitzbank am Hafen, im Gang am Ende der St. Nicolai-Straße. Ja, sogar auf der Fähre. Und wenn Helga Lorenzen verreist, nimmt sie einige Exemplare ihrer bemalten Schöpfungen mit – welche dann in Magdeburg oder Österreich ein neues Zuhause finden. Andere Steine scheinen zu wandern. Auf Föhr gefunden, werden sie andernorts wieder ausgelegt. Auf einmal finden sie sich auf Amrum oder gar in Tschechien oder auf dem Brocken wieder. Ein Föhrer hat sogar welche auf den Bahamas ausgelegt. Oder sie erscheinen plötzlich auf privaten Weihnachtskarten. Solche Erfahrungen teilen Freunde unter #Flusssteine auf Facebook. »Ich freue mich immer, wenn ich so einen der Steine wiederentdecke«, sagt Helga Lorenzen.

Stetig steigt die Popularität. Kurgäste fragen nach ihr, Kinder an der Haustür zu Halloween oder Silvester. Dann und wann wird die Steinmalerin sogar gebeten, eine Art Auftragsarbeit zu verrichten (oft gegen eine Spende für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger). Einmal malte sie die »Mary Celeste« für einen an Schifffahrt Interessierten auf einen Stein. Für Trauernde hat sie vielfach schon persönliche Steine gestaltet, die diese den Verstorbenen dann aufs Grab legen. Kürzlich sprach ein Kind die Erzieherin traurig an. Sein Hund müsse bald eingeschläfert werden. Sofort hatte Helga Lorenzen das passende Motiv vor Augen: Wie der Hund über eine Regenbogenbrücke geht.

Ideen gehen der Föhrerin nie aus. Manchmal ist es nur ein Wort auf einem weißen Stein wie Hoffnung, Liebe oder Freude. Und die Rückmeldungen geben ihr viel zurück. Als sie auf einem Feuerwehrball Steine verteilt hatte, sagte ein Ballgast voller Rührung zu ihr: »Ich kann den gerade gut gebrauchen!« Ein Lohn, wie sich ihn Helga Lorenzen schöner nicht vorstellen kann.