Harald Ganzel mit seinen selbstgebauten Nistkästen für Hummeln   Foto: Andreas Hansen

Hummelfreund Harald Ganzel aus Hedehusum verteilte sie auf ganz Föhr:

Nistkästen für ein gutes Hummeljahr

Ein Mäusenest soll der Nistkasten vorgaukeln. Dieses wird bevorzugt, wenn die im Vorjahr begattete Hummelkönigin Ende März beginnt, ein geeignetes Quartier zur Gründung ihres Hummelvolks zu suchen. »Nur knapp zehn Prozent der Königinnen überleben den Winter«, weiß Harald Ganzel aus Hedehusum. »Viele wachen zu früh auf, einige verschimmeln sogar.« Seit vier Jahren baut der Hummelfreund, der vorher 40 Jahre Landwirt war, leidenschaftlich Nistkästen für die Insekten. Schon im ersten Jahr waren einige besiedelt. Letztes Jahr konnte er sieben Völker zählen. »Es ist mein kleiner Beitrag zum Naturschutz«, sagt er.

Seine Erfahrungen nutzt Ganzel, um jedes Jahr Verbesserungen vorzunehmen. Jedes Detail der Nistkästen ist durchdacht. Durch einen Schlauch gelangt das Insekt ins Innere, wo Hamsterstreu ausgelegt ist. Unter einem Pappkarton findet die Königin etwas Naturwolle zum Wärmen, denn sie ist dort zunächst allein und brütet ihre Eier aus. Mit Tuch und Fliegennetz versehene Löcher sorgen für Frischluft. Der Clou ist eine Plexiglasklappe am Eingang. Diese schützt die Hummeln vor Feinden wie Wachsmotten, die im Inneren den Nachwuchs töten würden. Ist das Nest belegt, verkleinert Harald Ganzel die Öffnung am Eingang über ein paar Tage täglich etwas, indem er den Abstand der Plexiglasscheibe zum Eingang durch Anziehen einer Schraube vermindert. Die Hummeln sind schlau und kommen trotzdem rein und raus. Doch die hinter ihnen zufallenden Scheibe verhindert, dass selbst Ameisen eindringen können.

Der Ideenreichtum beim Bau seiner Nistkästen kennt keine Grenzen. Einige hat Ganzel in einem einen Meter tiefen Betonschacht platziert, welcher durch eine Gummimatte von unten wasserdicht ist. Bei sich im Hühnerstall ist ein Kasten untergebracht, bei dem er von oben per Fahrradbeleuchtung das Treiben im Inneren beobachten kann. Die Hummeln stört das nicht. »Es kostet nur Spaß und Freude«, sagt der Hummelfreund, der sich gern auf einen Stuhl setzt und dann den Blick genießt. »Ohne Hummeln würde es keine Tomaten, Brombeeren, Himbeeren und auch keinen Klee geben«, weiß er. »Die Bestäubertätigkeit ist intensiver als bei Bienen, da Hummeln bereits bei geringeren Temperaturen aktiv sind.«

Ist einmal der richtige Ort gefunden – gern in der Nähe von Blumen – kann es losgehen. Viele seiner Kästen sind bei Freunden auf Föhr-Land untergebracht. In diesem Frühjahr wurde erstmals auch auf dem Friedhof von St. Nicolai ein Nistkasten montiert. Ende Juli legt die Königin im Nest noch einmal befruchtete Eier, aus denen die neuen Jungköniginnen entstehen. Die alte Königin stirbt, die Jungköniginnen suchen sich einen Platz in der Natur zum Überwintern. Im September/Oktober holt Harald Ganzel seinen Kästen dann wieder herein, säubert sie und malt sie neu an. Und wenn es noch etwas zu Verbessern gibt, wird der Insektenfreund bis zum kommenden Frühjahr sicher eine geeignete Lösung austüfteln.