Föhrer Initiative entstand nach dem Sylter Vorbild:

»Merret reicht’s« hofft auf die Kommunalwahlen

»Wir sind absolut nicht gegen den Tourismus, schließlich lebt die Insel vom Fremdenverkehr«, betont Christel Leipersberger-Nielsen, die die Bürgerinitiative »Merret reicht´s Föhr« ins Leben gerufen hat. Doch was der Midlumerin und ihren Mitstreitern reicht, ist die Entwicklung der Insel in den letzten Jahren: Ein Bauboom, der vor allem zur Entstehung von weiteren Ferien- und Zweitwohnungen führt, explodierende Miet- und Immobilienpreise, durch die viele Insulaner sich das Leben auf ihrer Heimatinsel kaum noch leisten können, Verkehrschaos, -lärm und Abgasgestank in den Sommermonaten, dunkle, ausgestorbene Ortskerne, in denen kaum noch ein Einheimischer lebt, im Winter.
Eine von der Föhr Tourismus GmbH (FTG) begleitete Umfrage zum Thema Tourismusakzeptanz hatte laut Pressemitteilung von »Merret reicht´s« 2021 ergeben, dass zwar die allermeisten Insulaner den Fremdenverkehr als wichtig für die Insel ansehen, aber dennoch 62 Prozent der Befragten einen Rückgang der Gästezahlen wünschen. Und so war die Resonanz groß, als Christel Leipersberger-Nielsen vor gut einem Jahr zur Gründung der Bürgerinitiative aufgerufen hatte.
Zwischen 20 und 30 Insulaner gehören inzwischen zum »harten Kern« der Initiative, treffen sich regelmäßig, besuchen Gemeindevertreter- und Ausschuss-Sitzungen und beschäftigen sich in Arbeitsgruppen mit Ideen und Konzepten zu einer nachhaltigeren Entwicklung der Insel. Die bevorstehende Kommunalwahl könnte, davon sind die Mitglieder der Bürgerinitiative überzeugt, zu einem entscheidenden Wendepunkt für die weitere Entwicklung Föhrs werden. Großen Anteil daran werden die Menschen haben, die in die neuen Stadt- und Gemeindevertretungen einziehen wollen. Um zu erfahren, welche Pläne und Visionen die Kandidaten haben, hatte die Initiative deshalb jetzt ihre erste große Veranstaltung organisiert: Eine Podiumsdiskussion mit Kommunalpolitikern im Wrixumer Hof. Vertreter von Föhr-Land und von allen Wyker Parteien sagten ihre Teilnahme zu. Die Bürgerinitiative hatte für diesen Abend einen Fragenkatalog erarbeitet, der vom Fremdenverkehr über Bürgerbeteiligung und bezahlbarem Wohnraum bis hin zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit reicht. Die Podiumsdiskussion fand allerdings erst nach Redaktionsschluss statt.
Entstanden ist die Föhrer Initiative nach dem Vorbild der Sylter Initiative »Merret reicht´s«, doch die Probleme, die die Insulaner umtreiben, gibt es längst auch an vielen anderen Ferienorten, wo sich inzwischen ähnliche Initiativen gebildet haben. So gibt es in der »Westküsten-Allianz« einen regelmäßigen Austausch zwischen den Bürgerinitiativen von Sylt, Föhr, Amrum, Eiderstedt, St. Peter-Ording und Büsum und außerdem Kontakte zu weiteren Initiativen an der Ostküste.
Sie alle haben in ihren Orten ähnliche Probleme und ein gemeinsames Ziel: Ihre Heimat zu einem Ort zu machen, an dem sich Einheimische und Gäste gleichermaßen wohlfühlen.