Headliner des diesjährigen Jazz Festivals: Stefan Gwildis    Foto: Andreas Hansen

Diesjähriges »Jazz goes Föhr« setzt große Tradition fort:

Begeisternde Konzerte wie in alten Zeiten

»Hallelujah, liebe Brüder und Schwestern!«, begrüßte Stefan Gwildis sein Wyker Publikum. Knapp 200 Zuschauer hatten sich im Kurgartensaal versammelt, um den Hamburger Entertainer mit seiner markant rauhen Stimme im Rahmen des Jazz Festivals »Jazz goes Föhr« zu sehen und zu hören. Schon zu Beginn des Konzerts beim Scat-Gesang seiner gefühlvollen deutschen Bearbeitung von Otis Reddings »Sitting on the dock of the bay«, merkte jeder im Raum: Der aus Barmbek stammende Sohn eines Reifenhändlers und einer Hutmacherin – ungetauft und nicht konfirmiert, wie er selbst sagt – hat mehr Soul und Jazz-Feeling im Blut als mancher Gospelsänger. Mit seiner prägnanten Stimme umspielte er das Mikrofon, als wäre es ein Instrument. Mit seinem verschmitzten Augenspiel, der wallenden Mähne und auch seinen tanzenden Gesichtsfalten sorgte Gwildis im Nu für eine warme Atmosphäre im Festsaal. Dieser Mann hat Charme!

Nachdem das traditionelle Jazz-Festival drei Jahre lang pausieren musste, hatten sich die Jazz-Enthusiasten voller Vorfreude im Kurgartensaal versammelt. Einige waren bereits im Juni 1997 dabei gewesen, als das »Benny Bailey Quartet« in der Lüttmarschhalle am Stöckmannsweg beim ersten »Jazz goes Föhr« gespielt hatte. Weltklasse-Jazz hat sich seitdem auf der Insel etabliert. Und das lange in einem sehr familiären Rahmen. Mit einem feierlichen Dinner (je nach Künstlerwunsch vor oder nach dem Konzert) und sensationellen »After Hours Jam Sessions«, die in der Musikschule oder später im ehemaligen »Aqua Marin« bis in die frühen Morgenstunden gingen. Seither hat sich das Format stark geändert. Trotzdem kam an diesem Freitagabend absolut Festival-Stimmung auf. Auch wurde mit dem Jazz- und Swingsänger Juliano Rossi, der beim legendären »Blue Note Label« unter Vertrag steht, eine zweite Größe für das Föhrer Festival gewonnen. Doch konnte dies eine gewisse Sehnsucht nach mehr nicht vollständig befriedigen. Aber lieber ein Festival mit zwei glanzvollen Künstlern als überragende Größen im Veranstaltungskalender, als gar keins wie im vergangenen Jahr.

Wer in diesem Jahr bei »Jazz goes Föhr« war, wird sagen: Hallelujah, liebe Brüder und Schwestern. Das war mal wieder was.