Porträt Ing Peter Matzen mit Kindern von Oluf Braren im Altonaer Museum, Hamburg.   Foto: Elke Schneider.

Dritter Teil der Serie »200 Jahre Werk des Föhrer Malers Oluf Braren«:

Trauriges Schicksal einer unmoralischen Liebe

»Oh, welch Schande!« tuschelt ganz Westerland-Föhr im Jahr 1821. Was war geschehen? Es hatte sich herausgestellt, dass der Utersumer Lehrer Oluf Braren (1787-1839) über sieben Jahre lang ein außereheliches Verhältnis mit Ing Peter Matzen (1796-1866), seiner früheren Schülerin, geführt hatte – und dass daraus sogar zwei uneheliche Kinder hervorgegangen waren. Oh, welch Schande! Damit beschäftigen wir uns im dritten Teil der Serie »200 Jahre Werk des Föhrer Malers Oluf Braren«.
Konform gehen – damit tat sich Oluf Braren immer schwer. Sein Vater will, dass Oluf als ältester Sohn seinen Beruf als Landwirt und Schmied übernimmt. Doch es sind mehr die Bücher, das Mikroskop und die auf Föhr zu findenden Versteinerungen und Mineralien, die ihn interessieren. Braren wird stattdessen Lehrer und fängt an zu malen. Bereits 1813 entsteht ein Skizzenbuch mit 89 aquarellierten Zeichnungen von exotischen Tieren wie Tiger, Löwe, Wal und Hyäne. Diese Zeichenmappe verwendet Braren auch im Unterricht. Seine Schüler sind fasziniert. Ebenfalls die Schülerin Ing Peter Matzen, ein sehr begabtes Mädchen aus Hedehusum.

Da Ing die Schwester von Brarens Freund Nahmen Peter Matthiesen ist, bricht auch nach der Schulzeit der Kontakt zwischen Lehrer und Schülerin nie ganz ab. Entgegen zu Merret Braren, der Ehefrau des Lehrers und Malers, versteht das junge Mädchen den Kunstsinn von Oluf Braren vollumfänglich und kann seinen Ausführungen folgen. Ing schaut zu Oluf auf, er wiederum fühlt sich verstanden. Es passiert, was nicht passieren darf: Die beiden beginnen 1814 eine Affäre. Bereits im Jahr darauf wird die uneheliche Tochter Gardina Christina geboren (1815-1885). Später folgt noch der Sohn Peter Matthias (1819-1820), der jedoch nur ein Jahr alt wird. Verständlicherweise ist Ehefrau Merret verzweifelt. Doch das Verhältnis kann sie nicht beenden. Es kommt noch schlimmer: Die Kirchengemeinde, die auch für das Schulwesen zuständig ist, kündigt Brarens Stellung als Dorfschullehrer in Utersum. Der öffentliche Druck sorgt für das Ende der Affäre im Jahr 1821. Nur durch das Wohlwollen des Pastors gelingt eine Versetzung als Hilfsschullehrer in Toftum. Die jährliche Zuwendung reduziert sich von 300 auf nur noch 100 Mark Courant. Das Ehepaar ist fortan auf die Unterstützung durch Brarens Geschwister angewiesen. Beide werden bis zu ihrem Lebensende in Armut leben.

Trotz Armut gelingt es Oluf Braren, immer wieder in seine eigene künstlerische Welt zu flüchten. Gerade Ing geht ihm dabei nicht aus dem Kopf. Auf Elfenbein malt Braren ein Doppelmedaillon mit Silberfassung, das ihn und seine frühere Geliebte abbildet. Ein Porträt seiner unehelichen Familie bezeichnet der Kunsthistoriker Wilhelm Niemeyer später als Brarens Meisterwerk. Das Bild (37,5 x 24 cm) besticht durch seine Farbintensität. Mit selbstbewusstem, aber entspanntem Blick thront die Mutter über ihren Kindern. Ihre Tracht mit rosenverziertem seidenem Tuch trägt sie voller Stolz. Ihre aufgeweckte Tochter umfasst zärtlich die Finger des Sohnes. Dessen übergroß erscheinender Kopf mit mumpsähnlich angeschwollenen Wangen könnte ein Hinweis auf die kurze Lebenszeit des Kleinen sein. Ähnlich wie die Liebe von Lehrer und Schülerin steht auch das Schicksal dieses Bildes unter keinem guten Stern. Es wird bei einem Brand im Altonaer Museum im Jahr 1980 vernichtet. Die Tochter Gardina liegt in Süderende begraben. Von Mutter und Sohn scheint kein Grabstein mehr vorhanden zu sein.

Die Oluf Braren-Serie in »WIR Insulaner« soll über das Leben und Werk des bedeutenden Föhrer Malers aufklären. Sie ist mit Hilfe der Forschungen der Ferring Stiftung in Alkersum und insbesondere des Buchs »Oluf Braren: Leben und Werk« von Joachim Taege entstanden, denen an dieser Stelle herzlich gedankt sein soll. Für interessierte Leser ist das Buch in der Ferring Stiftung, im insularen Buchhandel und bei EDEKA Nissen in Utersum erhältlich.

Grabstein von Gardina Rörden, Tochter von Oluf Braren, in Süderende    Foto: Andreas Hansen