Bekannt und doch neu: Die Knicks und die Lebensräume, die sie schaffen    Foto: Andreas Hansen

Doppelausstellung im Friesen-Museum:

Von »lebenden Zäunen« und deren Lebensräume

45.000 Kilometer Knicks gibt es in Schleswig-Holstein. Das ist einmal um den Erdball und noch ein wenig mehr. In dieser Dimension nirgendwo auch nur annähernd zu finden. Eine Doppelausstellung im Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum befasst sich mit dem norddeutschen Phänomen der bepflanzten Erdwälle. Einmal als Fotoausstellung »Knicks – Grüne Adern der Kulturlandschaft« der Plöner Marius-Böger-Stiftung und andererseits unter »Acker, Knick und Wiesenrand« mit Gemälden von Mathias Meinel.

Das Bewusstsein stärken und den Erhalt fördern, will die Ausstellung der beiden Fotografen Klaus Dürkop und Dr. Henning Thiessen. Die von Menschen geschaffenen, halbnatürlichen Ökosysteme haben eine herausragende Bedeutung im Naturhaushalt. Baumwurzeln treten der Dürre entgegen, Blätter und Äste bremsen Wind-Erosion und bieten somit Schutz für sandige Böden. Die ausgestellten Fotos zeigen Farben und Strukturen aller Jahreszeiten. Aufgenommen auf der Oldenburger Halbinsel, in Dithmarschen, Plön, Rathjensdorf oder am Selenter See, wird besonders die Vielzahl an Lebensräumen deutlich. Seltene Tiere wie Haselmaus, Goldammer, Kreuzspinne, Bluthänfling, Neuntöter, Lederlaufkäfer oder Seidenschwanz finden in Knicks ein Zuhause. Doch ein schleichender Zerfall bedroht die Zukunft der Wallhecken. Die Fotoausstellung versucht, dem Betrachter die Kulturlandschaft »Knicks« näher zu bringen und Eindrücke über diese einzigartigen »lebenden Zäune« zu vermitteln.

Seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem vermeintlich Unspektakulären rückt der 1981 geborene Hamburger Maler Mathias Meinel im Obergeschoss des Museums in den Bildfokus. Teilweise als Pleinairmalerei in Eiderstedt oder Preetz, teilweise im Atelier nach Fotos entstanden, zeigen seine Gemälde sowohl das Schöne der Natur wie auch das raue Element der Landschaft. Durch Lichtphänomene und Spiegelungen werden Abendhimmel, Herbstmorgen, Winterspaziergang und der bewölkte Himmel anschaulich eingefangen. Zwischen zartem, detailliertem Pinselstrich und pastosem Farbauftrag wechselnd, werden sowohl Gräser und Wiesen als auch Margeriten, Schafgarben und Kamillen lebendig. Doch sind es Meinels künstlerische Begegnungen an eher ungewöhnlichen Orten wie Pfützen im Acker, Tümpelufer oder Traktorspuren nach dem Regen, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 29. Oktober (September und Oktober Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr) im Friesen-Museum zu sehen. Einen besonderen Blick verdient der Büchertisch am Eingang mit Publikationen rund um Themen wie Insekten, Vögel, Pflanzen und deren Lebensräume. Hier finden große und kleine Museumsbesucher eine Fülle an Anregungen , wie man das Gezeigte leben kann.