Bedankte sich bei seinen Freunden und Helfern mit einem stilvollem Fest: Jörg Stauvermann    Foto: Andreas Hansen

Druck der Satirezeitung »Alles, alles Gute« vorerst eingestellt:

Zehn Jahre lang »Quatsch und Unfug«

»Es war mir eine Ehre«, schreibt Jörg Stauvermann in der zwölften und letzten Ausgabe seiner Föhrer Satire-Zeitung »Alles, alles Gute«. Mit einem schönen Gartenfest bedankte sich der mit unzähligen Design-Awards ausgezeichnete Herausgeber bei seinen Freunden, Helfern und Sponsoren für zehn Jahre »Quatsch und Unfug« wie er selbst sagt, wo er stets versucht hätte, »reale Situationen ins Positive zu ziehen«.
Geschrieben wie eine Kunstzeitschrift, wurden die Leser immer wieder »auf den Arm genommen«. Mal waren es durch Abriss angeblich hervorgetretene historische Funde, die den Bau des »Upstalsboom« gefährden könnten, mal war vom Bau eines vierstöckigen Einkaufszentrums in Hedehusum mit Flag­ship Stores und Ankermietern wie »Vero Moda«, »Dunkin‘ Donuts« oder »McDonald’s« sowie Parkplätzen für 2.000 Autos die Rede. Kräftig lachte sich Stauvermann dann ins Fäustchen, wenn einige Leser dies tatsächlich für bare Münze nahmen und vor Ort entsprechende Baustellenschilder suchten. »Ich wollte nie jemanden auf die Füße treten, habe lediglich Sachen in Unfug transformiert. Mal waren auch Sachen dabei, die nur fünf Leute verstanden haben«, sagt er.
Begonnen hatte alles vor 15 Jahren, als Jörg Stauvermann von Essen auf die Insel gezogen war. Er half beim Erscheinungsbild des Museums Kunst der Westküste mit – und gründete in »Gretchens Gasthof« einen Stammtisch, wo sich Künstler, Synchronsprecher, Schauspieler, Musiker, Architekten und Steinmetze jeden ersten Donnerstag im Monat trafen. Der Erfolg einer Ausstellung in Nieblums Haus des Gastes, wo 1.500 Besucher in zwei Tagen kamen und überlegten »Wie würden wir uns Föhr vorstellen«, motivierte ihn dann, seine Satire-Zeitschrift ins Leben zu rufen. Die erste Ausgabe gab er Freunden und Kunden mit. Als die einhellige Reaktion »Krass, wie geil ist das denn?« zurück kam, motivierte dies Stauverman, sein Kunstprojekt fortzusetzen. Fortan versuchte er, seine Kosten möglichst exakt mit dem Verkauf von Anzeigen zu decken. Etwaige Überschüsse sollten in eine jährliche Party fließen.
Doch dann kam ab der dritten Ausgabe alles anders. Piero Masztalerz, der Illustrator von »Frühstück bei Stefanie« erklärte sich bereit, etwas zum Satire-Magazin beizusteuern, erzählte dies aber auch diversen Kollegen, sodass auf einmal 30 Künstler (inklusive Größen wie Uli Stein, Tobi Dahmen und Peter Butschkow) bereitwillig Arbeiten beisteuerten. Eins kam zum anderen. Der »Inselwitz« wurde geboren, drei Ausstellungen im Friesen-Museum folgten. »Es ist schon verrückter Quatsch, was manchmal dabei rauskommt«, lacht Stauvermann. So wäre einmal ein Cartoonist aus Taiwan von einem Foto des Wyker Klingelmanns derart fasziniert gewesen, dass er ihn umgehend malte. Doch den größten Spaß hätten ihm stets seine »erfundenen« Kleinanzeigen, Stellenanzeigen, Leserbriefe und die Kontaktbörse gemacht. Oder auch die Kreation neuer lustiger Wortfindungsspiele in Anlehnung an all die bekannten Föhr-Wortbildungen wie »Föhrrari« oder »Föhrreisen«. Dabei kamen Sachen wie »Nosföhratu«, »Föhrtuna Düsseldorf«, die 80er Band »Alföhrville« oder der BAP-Hit »Föhrdammt lang her« heraus.
Auf all dies blickte der Designer mit seinen Kunden und Freunden nun bei sich zu Hause im Amselweg zurück. Zu einem netten Fest hatten Jörg Stauvermann und seine Familie als Dank für zehn Jahre »Alles, alles Gute« eingeladen. Hierbei konnte dem Herausgeber der Satire-Zeitung zwischen den Auftritten der Kreismusikschule, des Sängers Bernd Begemann sowie zweier DJs aus Utrecht und Berlin ein kleines Geheimnis entlockt werden: Die gedruckte Ausgabe würde es fortan zwar nicht mehr geben, doch die Grundidee würde in anderer Form auf dem Markt bleiben. Man darf also gespannt sein …