Robert Kleih freut sich auf seine neue Aufgabe   (Foto: Sarah Wissing)

Robert Kleih löst Volkert Faltings nach 20 Jahren Amtszeit ab:

Der neue Vorsitzende der Ferring Stiftung

Nein, neu ist die Alkersumer Ferring Stiftung für Robert Kleih nun wirklich nicht. Ein enger Kontakt zum Haus besteht bereits seit 13 Jahren. Seit dem 1. Januar ist der 35-jährige Sprachwissenschaftler nun der neue Vorsitzende der Stiftung, die 1988 gegründet wurde, um die friesische Sprache und Kultur zu erforschen und zu fördern.
Der Nachfolger von Volkert Faltings, der nach 20 Jahren Amtszeit seinen Vorsitz zum Ende des vergangenen Jahres abgegeben hat, war bereits im Jahr 2010 erstmals im Rahmen einer Exkursion der Uni Kiel auf Föhr. Kleih erinnert sich, wie er damals mit dem Friesisch-Forscher Alastair Walker vom Institut für Skandinavistik, Frisistik und Allgemeine Sprachwissenschaft sich unter anderem mit Trachtengruppen getroffen hatte und alles »spannend, ja exotisch« fand. Dieser Besuch motivierte ihn, im selben Jahr ein sechswöchiges Praktikum in der Stiftung zu absolvieren. In einer Zeit, als zum Beispiel der »Friisk­Funk« eröffnet wurde. Auch nach seinem Studium riss der Kontakt nie ab. An der Europa-Universität Flensburg arbeitete Kleih ab 2016 als wissenschaftlicher Mitarbeiter, während dort Volkert Faltings Sprachwissenschaftskurse und Archivar Reinhard Jannen Sprachkurse gab.

Im Sommer 2022 wurde Robert Kleih dann gefragt, ob er sich vorstellen könne, nach dem Ausscheiden Faltings, den Vorsitz zu übernehmen. Als eine Wohnung und auch Arbeit für seine Frau gefunden worden war, fing der auserkorene Nachfolger im April 2023 an, sich Stück für Stück in die Abläufe der Stiftung, deren Kernstück die größte Fachbibliothek für Frisistik in Schleswig-Holstein ist, einzuarbeiten. Dabei lernte er nicht nur das Tagesgeschäft der Stiftung kennen (wie das Anfordern von Fördergeldern oder steuerliche Aspekte), sondern wurde auch Zeuge, wie das größte Regionalarchiv Schleswig-Holsteins aufwendig renoviert und neu systematisiert wurde. Dort werden frühe Verwaltungsschriften der Insel, Kopien der Kirchenbücher, Aufzeichnungen aller Personen ab 1580, Schiffstagebücher der Grönlandfahrer sowie Auswanderungslisten und Kopien vieler Fremdarchive verwahrt. Hinzu kommen Audioaufnahmen historischer Zeitzeugen und ein digitalisiertes Fotoarchiv. Forscher und Laien von nah und fern freuen sich über die gut sortierten Bestände. Amerikanischen Nachkommen kann genau aufgezeigt werden, wann ihre Vorfahren mit welchem Schiff von wo auswanderten.
Als einen zukünftigen Schwerpunkt der Stiftung, die Robert Kleih als »Kollektives Gedächtnis für die Föhrer und die Friesisch-Interessierten« bezeichnet, nennt er den Ausbau der Digitalisierung. Über das Internet sollen beispielsweise Weggezogene hilfreiche Informationen über Vorfahren einziehen können, auch wenn sie kein Friesisch sprechen. Generell sollen Vorbehalte abgebaut und der Kontakt zu Schulen gehalten werden. Lehrmaterial soll visuell ansprechend und zeitgemäß nach den Bedürfnissen der Schüler gestaltet werden. Auch sei das Radio wichtig. Hier wolle man die Hörerschaft erweitern, jüngere Menschen gewinnen und vor allem auch Familien mit Kindern erreichen. Ideen habe man genug. Es sei die Aufgabe der Stiftung, auf die jungen Menschen einzugehen, sagt der neue Leiter, dessen beide Kinder in Wyk die Kita beziehungsweise die Grundschule besuchen. Sicher braucht es Zeit und Geld für die Umsetzung solcher Ziele, die er aber nicht aus den Augen verlieren wird.