Bliesen frühmorgens den Alkersumer Weckruf: Erik Braren, Oluf Ketels und Andi Lorenzen (v.l.)    Foto: Andreas Hansen

Bezaubernde Hommage an die Föhrer Ausgewanderten am Tag des Feuerwehrballs:

Alkersum erwacht zum Klang des Weckrufs

Unüberhörbar frühmorgens in Alkersums stoppten die drei Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr an rund 30 verschiedenen Stellen, um ihr Ständchen zu spielen: Den traditionellen Weckruf. Zwischen 6 Uhr und 8 Uhr zogen Andi Lorenzen (Trompete), Oluf Ketels (Flügelhorn) und Erik Braren (Tenorhorn) durch die Straßen, um den Tag des Jahres einzuläuten: Den Tag des jährlichen Feuerwehrballs.
Seit 2002 führt der frühere Wehrführer Andi Lorenzen den Weckruf durch. In Utersum aufgewachsen, kannte er diese Tradition schon von Kindesbeinen an. Damals saß Lorenzen mit dem Gruppenführer Heiko Litschke im Café »Leif-Style«. Man war gerade aus Niebüll zurück, wo die Atemschutzgruppe die jährlich notwendige Atemschutzstrecke absolviert hatte. Es war der Vorabend des Feuerwehrballs. So kam das Gespräch auf die Utersumer Tradition des Weckrufs, welche eine Art Hommage an die von Föhr nach Amerika Ausgewanderten ist.
Die Tradition hat ihren Ursprung in der Amerika-Reise von Richard Quedens aus Dunsum. Bei der Überfahrt über den Atlantik an Bord eines Hapag-Schiffes hörte er jeden Morgen ein Trompetensolo, den sogenannten Weckruf, der seemännisch zum Aufstehen bewegen soll. Nach seiner Rückkehr wurde Quedens im Jahr 1932 die Leitung und Ausbildung einer Feuerwehrkapelle übertragen, und so führte er 1933 den Weckruf am Morgen des Feuerwehrballs ein.
»Andi, wenn du das morgen früh machst, gebe ich dir auf dem Ball abends eine Bowle aus!«, sagte Litschke damals zu Lorenzen. Dieser nahm die Herausforderung umgehend an und stand tatsächlich am kommenden Morgen trotz Schneegestöbers in den Straßen Alkersums und weckte die erstaunten Bewohner. Im Jahr drauf ebenso, im dritten Jahr erstmals in Begleitung. Bis zu sechs Personen spielten manchmal die eingängige Melodie. Eine im Süderweg wohnende ältere Dame habe stets ihr Fenster geöffnet und gerufen »Ach, wie schön!« und als Dank eine Tafel Schokolade überreicht, erinnert sich Oluf Ketels, der auch bereits viele Jahre dabei ist. Selbst eisige Temperaturen und gefährlich glatte Straßen konnten die drei Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr auch in diesem Jahr nicht davon abhalten zu spielen. Und noch abends auf dem Feuerball war der Weckruf wie immer noch ein Thema.