Zwischen Fremdartigkeit und Fernweh: Die Sonderausstellung »Heimat ist Plural«    Fotos: Andreas Hansen

»Heimat ist Plural« bis zum 31. Oktober zu sehen:

Neue Sonderausstellung im Friesen-Museum

Man fühlt sich zurückversetzt in eine Zeit von Hula-Mädchen, Hafenspelunken und Moby Dick. Zurückgeworfen in das goldene, ja faszinierende Zeitalter der Walfänger und Seefahrer. In der neuen Sonderausstellung »Heimat ist Plural« der Bremer Künstlerin Sirma Kekec im Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum wird jedoch nicht nur Maritimes, sondern werden auch nicht ganz unproblematische Themen wie Kolonialgeschichte und Exotismus lebhaft in Erinnerung gerufen.
Auf Acryl mit Tusche zeigen sich stolze Matrosen mit ihren zahlreichen Tätowierungen, die wie ein Logbuch oder Bordbuch die erlebte Geschichte und die vielen Erfahrungen auf See erzählen. Andere Arbeiten zeigen Meerjungfrauen, fliegende Fische oder wilde Tiere, wobei die Wahl der Bilduntergründe abwechslungsreicher nicht hätte sein können. Neben Aquarell- beziehungsweise Büttenpapier und Tapete wird mexikanisches Amate-Papier verwendet, welches ursprünglich von den Maya und Azteken vor der spanischen Eroberung erfunden wurde. Besonders beeindruckend sind zwei Arbeiten, die mit einem Textilmarker auf Schaumstoff gefertigt wurden. Abgebildet auf einem dieser Schaumstoffbilder: Die 1945 gesunkene deutsche Viermastbark »Priwall«, die noch heute den Rekord eines Segelschiffes für die schnellste Kap-Horn-Umrundung hält. So stehen viele der dargestellten Szenerien in enger Verbindung zu den ausgestellten Exponaten des Friesen-Museums.
Die kurzweilige Ausstellung bietet für den Betrachter jede Menge Abwechslung – und auch einige Überraschungen: Neben Freaks, Clowns und Cowboys tauchen auf einmal »Lili Marleen«-Sängerin Lale Andersen und Schauspieler Harry Piel (Wer kennt den denn noch?) im Format Delfter Friesen-Fliesen auf. Daneben dann eine mit Wattschlick gefertigte Abbildung des Künstlerortes Dangast am Jadebusen. Bei aller Diversität kehren die typischen Stilmittel der Künstlerin wie bestimmte Ritztechniken und eben jene Tätowierungen stets wieder.
Sirma Kekec zeigt auf, dass Heimat tatsächlich Plural sein kann! Denn wer sich – egal ob als Seefahrer oder Ausgewanderter – stetig zwischen verschiedenen Regionen oder Kulturkreisen bewegt, wird beides als etwas Eigenes empfinden. Die Ausstellung zwischen Fremdartigkeit und Fernweh ist noch bis zum 31. Oktober dienstags bis sonntags von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.