Braren-Porträts der Kapitäne Ketel Harken (oben) und Oluf Ocken (unten) Fotos: Elke Schneider – Ketel Harken: Stiftung historische Museen Hamburg, Altonaer Museum, Hamburg, Oluf Ocken: Dr-Karl-Haeberlin-Friesen-Museum, Wyk/Föhr
Vierter und letzter Teil unserer Serie »200 Jahre Werk des Föhrer Malers Oluf Braren«:
Anschauliche Zeugen aus Zeiten des Walfangs
»Vergiss mich nicht!«, mag manch Föhrer Seefahrer beim Abschied zu seiner Frau gesagt haben, als er in Funktion eines Schiffsoffiziers oder Kapitäns für längere Zeit in See stach. Einige von ihnen waren erst seit kurzer Zeit verheiratet. Dies erklärt, warum Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts auch auf den Nordfriesischen Inseln eine Vielzahl an Miniaturen und anderen Porträts gefertigt wurde. Zu den bekanntesten Miniaturisten gehörten Paul Ipsen von Hallig Oland und Hans Peter Feddersen aus Wester Schnatebüll bei Leck. Auch der Oldsumer Lehrer und Maler Oluf Braren (1787-1839) fertigte gern Miniaturen von sich und Familienangehörigen an, übernahm gelegentlich aber auch Auftragsarbeiten, um sich etwas Geld zu verdienen. Künstlerisch konnte er es mit den anderen Porträtisten aufnehmen. Das ist das Thema des vierten und letzter Teils unserer Serie »200 Jahre Werk des Föhrer Malers Oluf Braren«.
Eine frühe Arbeit Brarens erleidet ein interessantes Schicksal. Bei der großen Sturmflut 1825 wird das Haus des Kapitäns Jürgen Fedders komplett zerstört. Eine rechteckige, aus Elfenbein gefertigte, goldumrahmte Plakette mit dem Antlitz Fedders geht dabei verloren – taucht jedoch später beim Pflügen eines Ackers zwischen Klein- und Großdunsum wieder auf! Die Miniatur befindet sich heute in Privatbesitz. Auch der Toftumer Walfang-Commandeur Ketel Harken (1761-1843) lässt sich von Oluf Braren porträtieren. Harken hatte bereits als Elfjähriger mit der Seefahrt begonnen, war früh mit dem Walfang erfolgreich gewesen. 1807 geriet er in englische Gefangenschaft, wusste somit um die vielen Gefahren der Meere. Etwa 1820 lässt Harken von Oluf Braren ein Medaillon (6 x 4,8 cm) mit Schutzglas für seine zweite Ehefrau anfertigen. Fortan kann diese die Miniatur als Erinnerungsstück und Glücksbringer an ihrer Hakenkette als Teil ihrer Tracht tragen. Glück benötigt Ketel Harken bereits im darauffolgenden Jahr, als sein Schiff bei Grönland von Eismassen zerdrückt wird. Zehn Tage lang rudert die Mannschaft in Schaluppen und rettet sich schließlich auf Ponys nach Reykjavik. Ketel Harken und Frau sind in Süderende begraben, sein Porträt befindet sich im Altonaer Museum.
Ebenfalls im zwölften Lebensjahr geht Oldsums Oluf Ocken (1761-1823) erstmals auf Walfang. Seine Karriere führt ihn vom Speckschneider über den Harpunier und Steuermann bis hin zum Commandeur. In dem um 1820 gefertigten Aquarell (29 x 23 cm) kann man bei Ocken eine gewisse Unsicherheit erkennen. Braren lässt den Kapitän selbstbewusst, vom Leben gezeichnet, aber auch demütig bis gottesfürchtig erscheinen. Die kleinen Augen und die faltige Stirn sind typische Zeichen der Laienmalerei. Gleichzeitig scheint sich Oluf Ocken in seiner Rolle als Modell ein wenig unsicher zu fühlen. 1823 stirbt Oluf Ocken auf See, nachdem er bereits länger erkrankt war. Er liegt neben seiner Frau in Süderende begraben. Das gut erhaltene Bild hängt in einer Vitrine im Obergeschoss des Friesen-Museums. Es ist das einzige auf Föhr erhaltene Porträt Brarens.
Für die Insel Föhr sind die Porträts Oluf Brarens unermesslich wichtige Zeugen der Zeit. Mit ihnen kann man sich die Welt vor 200 Jahren nachdrücklich vorstellen. Sie geben faszinierende Eindrücke des damaligen Volkslebens wieder und laden zu intensiveren Betrachtungen ein. Brarens Werk verdient jede Lobpreisung. Sein einzigartiges Talent wirkt in seinen Werken fort.
Die kleine Oluf-Braren-Serie in »WIR Insulaner« sollte über das Leben und Werk des bedeutenden Föhrer Malers aufklären. Sie ist mit Hilfe der Forschungen der Ferring Stiftung in Alkersum und insbesondere des Buchs »Oluf Braren: Leben und Werk« von Joachim Taege entstanden, denen an dieser Stelle herzlich gedankt sein soll. Für interessierte Leser ist das Buch in der Ferring Stiftung, im insularen Buchhandel und bei »EDEKA Nissen« in Utersum erhältlich.