Großes Event, große Stimmung
»Sunset Bash« in Utersum eroberte die Insel:
Die Heavy-Metal-Fans waren einfach nur begeistert
Etwas war anders. Auffallend anders. Nein, dies waren keine »normalen« Gäste, die hier anreisten. Bereits Stunden und Tage vor dem »Sunset Bash«, dem ersten Heavy-Metal-Festival auf Föhr, zierten auf einmal jede Menge »schräg« aussehende Personen die Insel. Ob auf der Fähre, entlang der Strandpromenade oder im Utersumer Frischemarkt: Überall erblickte man plötzlich besonders aussehende Menschen. Bunte, meist lange Haare, dicht an dicht tätowierte Arme und Beine, Armbänder mit spitzen Spikes, Springerstiefel, Kutten mit Aufnähern. Viele dieser Menschen waren eine absolute Augenweide – andere müssten vielleicht noch etwas dran arbeiten. Was alle gemeinsam hatten: Sie hatten richtig Bock auf Heavy Metal. Rund 700 Karten konnte die Föhr Tourismus GmbH (FTG) für den »Sunset Bash«, einem der ersten Festivals auf dem Konzertkalender des Jahres, verkaufen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der »Metal Battle«, das norddeutsche Halbfinale von fünf Bands, um sich für einen Auftritt in diesem Jahr beim legendären Wacken-Festival zu qualifizieren. Auch in Frankreich, Dänemark, Polen, Indien, den Philippinen und andernorts finden und fanden solche Ausscheidungskonzerte statt. Für jeweils 30 Minuten hatten die Bands dabei Zeit, mit ihrem Repertoire zu überzeugen. Auf Föhr spielten
»HeadGear« aus Bremen, »Brazing Bull« aus Itzehoe,
»Redestruction« aus Hamburg, »Inner Axis« aus Kiel sowie »Protovibe«, ebenfalls aus Kiel. Schon bei den ersten Klängen all dieser Bands war klar, dass es sich hier keinesfalls um Anfänger, sondern um routinierte Musiker mit langjähriger Erfahrung handelte. Melodischer, eingängiger Heavy Metal auf hohem Niveau, der sofort die begeisterten Fans zum »Headbangen« animierte.
Die mindestens Halb-Professionalität der Musiker zeigte sich auch beim Merchandising. Im Fan-Zelt waren von fast jeder Bands T-Shirts, CDs und Aufkleber erhältlich. Als Gewinner ging »HeadGear« hervor, eine Band, die seit 2014 besteht und seit 2018 in aktueller Besetzung Elemente des Metalcore und des progressiven Metals spielt – und zu ihrer großen Freude nun in diesem Sommer mit Bands wie den »Scorpions« und »Korn« in Wacken auftreten darf.
Ebenfalls in Wacken (wie jedes Jahr) mit dabei ist die legendäre Cover-Band »Skyline«. 1989 gründete ihr damaliger Bassist Thomas Jensen zusammen seinem Freund Thomas Hübner das Wacken-Festival. Noch heute dabei ist Drummer Andreas »Gösy« Schlüter. Jedes Jahr hat »Skyline« die Ehre, um 15 Uhr auf einer der beiden Hauptbühnen das Festival zu eröffnen. So war es schon etwas Besonderes, als diese Band beim ersten »Sunset Bash« in Utersum in diesem Jahr gegen 21 Uhr die Bühne als Headliner betrat. Der Utersumer Boden bebte sofort zu Stücken wie »Shot Down In Flames« oder »The Jack« (AC/DC), »Detroit Rock City« oder »Love Gun« (Kiss), »Two Minutes To Midnight« (Iron Maiden) und »Here I Go Again« (Whitesnake). In die Höhe gestreckte, klatschende Hände, eine famose Lichtshow, dazu der Geruch von Bratwurst in der Luft und der Geschmack von Manhattan auf der Zunge: Die Fans waren begeistert.
Auch Jochen Gemeinhardt (Chef der FTG) war höchst zufrieden. »Ich habe keinerlei Beschwerden aus Utersum gehört. Lediglich einige Naturschützer beobachteten das Geschehen vom Aufbau an misstrauisch, dabei lagen uns frühzeitig alle Genehmigungen vor, was wir auch deutlich kommuniziert haben«. Man werde das Festival jetzt ganz normal analysieren und dann entscheiden, ob es im kommenden Jahr zu einer Neuauflage kommt. Seitens der Organisatoren des Festivals sei sogar eine Ausweitung auf zwei Konzerttage angeboten worden.
Wie sich der Verantwortlichen in Sachen Zukunft auch entscheiden werden: Heavy Metal hat durch den »Sunset Bash« auf Föhr viele neue Freunde gewonnen.