Die Planer und Erbauer der neuen Mittelbrücke (v. li.): Christoph Twickler (Schmees & Lühn), Torsten Gutschow und Heiko Harring (HC Hagemann), Wyks Bürgermeister Uli Hess, die Werkleiterin des Städtischen Hafenbetriebs, Lena Bruderreck, Diane Marquart (Ramboll) und Bernd Opfermann (b&o Ingenieure)   Fotos: Andreas Hansen

Das neue Wahrzeichen der Insel wird mit Spannung erwartet:

Neue Mittelbrücke kurz vor der Fertigstellung

Jede Brücke ist anders, aber diese wird besonders sein – und auch einmalig an der Westküste. Nachdem die alte Mittelbrücke abgängig gewesen war und bei der letzten Sturmflut »ihren Rest« bekommen hat, beginnt mit der Errichtung der neuen Mittelbrücke, deren Fertigstellung kurz bevorsteht, ein neues Zeitalter.
Knapp 18 Monate wird die Bauzeit seit Legung des Fundaments für den ersten Kran gedauert haben. Geplant von den Ingenieursbüros »b&o Ingenieure« und der Firma »Ramboll Deutschland« sowie gebaut von der HC Hagemann GmbH & Co. KG, alle mit Sitz in Hamburg, stellte das Bauprojekt inmitten des Nationalparks Wattenmeer für alle Beteiligten von Beginn an eine besondere Herausforderung dar. Diverse Gutachten mussten vorgelegt werden. Mit Bio-Ölen betriebene Spezialkräne wurden auf die Insel transportiert. Alle verwendeten Harthölzer mussten zertifiziert sein. Die Stützpfähle verschwanden per speziellem Vibrationsverfahren besonders ruhig im Untergrund. Es wurde bei Wind und Wetter gearbeitet – bis zum heutigen Tage unfallfrei! »Wir hatten immer einen Blick auf den Tide-Kalender. Ja, es war eine Herausforderung. Aber es hat auch Spaß gemacht«, sagt Heiko Harring von »HC Hagemann«.
Doch manchmal war das Wetter doch zu ungnädig. Fähren fuhren nicht. Dazu kamen Materialbeschaffungsprobleme. So hörte man Ende letzten Jahres etwas früher auf. Schließlich wollte man niemanden einer Gefahr aussetzen. Doch selbst dann ging die Arbeit weiter. Bei »Schmees & Lühn« in Niederlangen im Emsland wurde in einer riesigen Halle akribisch vorgefertigt, montiert, sandgestrahlt, abgeschweißt und beschichtet. Alle Teile zusammengezählt, wurden Flächen in der Größenordnung von 5.000 Quadratmetern beschichtet. Jedes Teil erhielt dabei fünf Anstriche! In Wyk wurden die gelieferten Teile dann entweder seeseitig per Bauschiff von »Braune« zur Mittelbrücke angeliefert oder – wenn dieses nicht vor Ort war – etwas umständlicher von Land aus.
Doch nun ist die neue Mittelbrücke trotz viel Kritik und nach einiger Überzeugungsarbeit seitens der städtischen Planer fast fertig. Längst sieht man, was es werden soll und wie groß die Dimensionen tatsächlich sind. Die für alle Generationen gedachte, barrierefreie Brücke versteht sich als Angebot für Föhrer und Urlauber. Auf zwei Ebenen angelegt, geht es umläufig von der oberen Ebene mit Sitzstufenanlage (5 Meter hoch) nach unten zur atriumartigen unteren Ebene (2,5 Meter hoch). Während sich der Tribünenbereich zum Verweilen bei schönen Sonnenaufgängen anbietet, kann man von der unteren Ebene sogar per Rollstuhl schwimmen gehen. Dies war ein besonderer Wunsch des staatlichen Fördergebers, der 90 Prozent der Gesamtkosten in Höhe von rund zehn Millionen Euro übernommen hat. Mit Hilfe einer anderen Person kann eine Treppe per Spindelbetrieb heruntergelassen werden. Doch auch ohne Helfer kann sich der Badende selbst per Seilgurt ins Wasser herablassen.
Auf der neuen Mittelbrücke ist man dem Wasser nicht nur stets etwas näher – schließlich ist ein Teil von ihr (außer bei Ex­tremniedrigwasser) immer unter Wasser – sie bietet tatsächlich für jeden etwas: Ein wie ein Wal ausgebautes Spielgerät mit darunter liegendem Netz wird sicherlich viele Kinder begeistern. Veranstaltungen sind auf der Brücke grundsätzlich möglich, müssen sich aber im Non Profit-Bereich bewegen. Eine nach drei Seiten geschlossene Meereslounge (eine Seite musste offenbleiben, denn ein Gebäude durfte auf der Brücke nicht errichtet werden) dürfte bei Stürmen zu einem großen Erlebnis werden. Und bei Nacht werden die mit LED-Leuchten versehenen Handläufe und Sitzstufen nicht nur für Trittsicherheit sorgen, sondern auch ein echter Hingucker sein. Für die Reflexionen der LUX-Beleuchtungsstärke liegen Gutachten vor und stellen somit für den Naturschutz keinerlei Problem dar. Zu späterer Nacht wird das Licht dann schließlich ausgeschaltet.
Doch wann wird sie denn nun endlich eingeweiht? Der Termin ist für Ende Juli beziehungsweise Anfang August vorgesehen. Bis dahin werden noch letzte Anpassungsarbeiten wie das Errichten von Stühlen und Liegen vorgenommen. Das genaue Datum wird noch konkret mitgeteilt, hängt aber auch etwas von der Verfügbarkeit von Ministerpräsident Daniel Günther sowie einigen Ministern und Staatssekretären ab. Sicher ist bereits jetzt, dass die Eröffnung von einer Ausstellung des Künstlers und Fotografen Harald Bickel entlang des Sandwalls begleitet werden wird. Sicher ist auch, dass sich Föhr in Kürze mit einem neuen Wahrzeichen schmücken kann.

Nicht mehr lange, dann ist sie fertig: Die neue Mittelbrücke.