Alva, Luise und Raissa (v.l.) erklären bereitwillig ihre Themen Wasser, Pflanzen und Regeln.

Projekt »Forschendes Lernen« soll fester Teil des Schulunterrichts werden:

Wyker Grundschüler zeigen beeindruckende Erfolge

»Bei der Erziehung muss man etwas aus dem Menschen herausbringen und nicht in ihn hinein«, sagte einmal der deutsche Pädagoge Friedrich Fröbel. Ähnlich wird man in der Wyker Rüm-Hart-Schule gedacht haben, als man sich entschied, am Projekt »Forschendes Lernen« teilzunehmen, welches aus der Beteiligung der Grundschule an der Bund-Länder-Initiative LemaS (Leistung macht Schule) hervorgegangen ist. Bei diesem Projekt wurden Kinder der Wyker Wale- und Eulenklasse (eine dritte und eine vierte Klasse) zum Philosophieren eingeladen. Die Kinder sollten sich selbständig spannende Fragen wie »Was ist mein Ich?« oder »Was ist Wahrheit?« überlegen. Fragen, in die man sich sofort hineinstürzen kann, vielleicht aber nicht sofort Antworten findet.

»Seit wann gibt es das Essen?«, »Was sind Schwarze Löcher?«, »Gibt es Leben auf dem Mond?«, »Wie ist das Wasser entstanden?«, »Gab es wirklich Mammuts?«, »Wie kann es sein, dass das Universum unendlich lang ist?«. Fragen wie diese hatten sich die Schüler der Rüm-Hart-Schule zum Start des Projekts im November selbständig überlegt. Angespornt von den Klassenlehrerinnen Anja Segschneider-Berger und Stefanie Path hieß es für die Kinder, Wege des Forschens für eine Antwort zu erlernen und dabei eigenständig zu recherchieren. Neben der Stadtbücherei oder dem Internet sollten ausdrücklich auch einmal Experten außerhalb der Schule gefragt werden. Hieß das Thema »Was ist im Erdinneren?«, könnte vielleicht ein Bauarbeiter helfen. Ging es um »Drachen«, wüsste vielleicht das Spielegeschäft »Schaukelpferd« gut Bescheid. Bei »Was war zuerst da? Das Huhn oder das Ei?« könnte vielleicht die Eierverkäuferin bei der Antwort helfen. Nicht umsonst gibt es das afrikanische Sprichwort: »Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.«

Stockte es einmal beim eigenen Projekt, konnten die Kinder sich untereinander helfen, indem sie eine Forscher-Konferenz einberiefen. Hier konnten sie Fragen stellen und Vorschläge entgegennehmen. Die Lehrer durften keine Hilfestellung leisten. In einem Forscherheft, das jeder Schüler führte, wurde der Fortschrift festgehalten. So lernten sich die Kinder untereinander auch noch einmal ganz anders kennen. Ein vielleicht eher unsportliches Kind entpuppte sich auf einmal als großer Denker. »Forschen ist stärkenorientiert«, sagt die Hamburger Pädagogin und Philosophin Dr. Kristina Calvert, die das Projekt von Anfang an begleitete. Ziel sei es, das Selbstbewusstsein zu steigern. Hinterher sagen zu können: Ich bin wer, jemand interessiert sich für mich. Musikalische und interpersonelle Begabungen würden auf einmal zum Vorschein kommen. Was beschäftigt das Kind? Für die Lehrer sei es dabei eine Herausforderung, sich zurückzunehmen.

Auf einer Werkschau hieß es dann, das jeweilige Projekt vorzustellen. Jedes Kind hatte einen Stand, einige hielten sogar kleine Vorträge. Luise erklärte, dass die erste Pflanze eine Alge gewesen sei. Fenna wusste, dass der Hockeysport in den englischen Kolonien Indien und Pakistan entstanden ist. Janne führte bei einem Experiment anschaulich vor, wie Lava entsteht. Raissa beschäftigten Regeln wie »Kann man ewig leben?« Eine Art Tabu-Thema legte Rahim offen, indem er versuchte, Antworten auf die Frage »Was passiert beim Sterben?« zu liefern. Am Ende konnte sich jedes Kind stolz auf die Schulter klopfen, welch durchdachtes Projekt es zum Abschluss gebracht hatte.

Der Spaß bei dieser anderen Art Unterricht war allen Kindern deutlich anzusehen. Auch ein Grund, dass »Forschendes Lernen« im kommenden Schuljahr eine Fortsetzung in den beiden dritten Klassen erfahren wird. Auch die Schüler der bisherigen Klasse 3a, die dann das Projekt bereits kennen, werden als Viertklässler erneut dabei sein. Die Schüler dürfen dann entweder ihr vorheriges Thema weiter erforschen oder sich eine neue spannende Aufgabe überlegen. Mit Erfolg kann Schule richtig Spaß machen.