Jens Goritz (re.) mit Mitarbeiter Maximilian Maier, Mitarbeiterin Marike Licht und Wachhund »Eddy« neben dem Elektroauto (ein Renault Twizzy), das für die Gäste zu mieten ist.

Jens Goritz siedelte 1982 aus beruflichen Gründen von Flensburg nach Föhr und wusste an diesem Tag nicht einmal, wo er schlafen sollte. Das Problem wurde von seinen neuen Kollegen zum Glück schnell gelöst. Er musste seine Zelte nicht am Strand aufbauen, wobei das für ihn rückwirkend betrachtet sicherlich nicht die schlechteste Option auf der Insel gewesen wäre. Seit 1992 arbeitet Jens Goritz in der 1984 gegründeten Baubetreuungsfirma, welche er 1997 kaufte und seitdem stetig ausbaute. 2001 erfolgte der Umzug in die Geschäftsräume in der Badestraße 102 in Wyk auf Föhr sowie die Wandlung der Gesellschaft zur Urlaubs Service Föhr GmbH.
Heute kann Goritz von sich sagen, Inhaber und Geschäftsführer eines erfolgreichen Unternehmens zu sein, das gut 130 Ferienwohnungen im Vollservice vermietet. »Wir hatten auch eine Zeit 200 Objekte in der Betreuung, was sich aber nicht mit unseren eigenen Ansprüchen an Service und persönlicher Kundenbetreuung vereinbaren ließ,« sagt er. »Wir haben immer ein offenes Ohr für unsere Gäste sowie Eigentümer und bemühen uns, deren Wünsche bestmöglich zu erfüllen.«
Ein echter 24/7-Job, der gerade in der Ferienzeit kaum Freiraum für private Aktivitäten lässt, so sollte man meinen. Müssen doch alle Wünsche der Gäste erfüllt, kleine Reparaturen ausgeführt und natürlich alle Unterkünfte fast wöchentlich gereinigt und wieder auf den gewünschten Stand gebracht werden. Arbeitskräfte sind auf der Insel nicht unbegrenzt vorhanden, so muss der Unternehmer mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ihm auch das Segeln ermöglichen, immer wieder selbst kräftig Hand anlegen, organisieren oder einspringen.

»Das Pensum hält keiner durch, egal ob 40, 50 oder 60 Jahre alt«, sagt Goritz. Über das Alter redet er ohnehin nicht viel und wer ihn kennt, muss das mit ihm auch nicht tun. Trotzdem oder gerade deswegen braucht er einen Ausgleich, welchen er seit sehr vielen Jahren auf dem Wasser findet. Als er auf die Insel kam, segelte er mit einem Katamaran der Marke Hobie ausschließlich auf der Flensburger Förde. In den letzten Jahren ist Jens Goritz nicht nur passionierter Segler mit seinem Trimaran, den er zwischen den Inseln und inmitten der Halligwelt so sicher navigiert wie kaum ein Zweiter, sondern ist auch in der Katamaran-Klasse Hobie 16 einer der Besten geworden. Damals war der Föhrer Katamaran-Club (FKK) seine Heimat. Der Gründer und langjährige 1. Vorsitzende Rolf Dallmann, damals allen auf der Insel als »Dalli« bekannt, brachte die FKK-Jugend und Jens Goritz zum Regattasegeln. Die Klasse der Hobie 16 ist die weltweit zahlenmäßig größte Bootsklasse – und diese beherrscht Goritz in Europa fast nach Belieben. Er wurde 2004 Weltmeister in Mexiko, Europameister, mehrmals deutscher Meister, italienischer und polnischer Meister, World Cat- und Kieler-Woche-Sieger. Viele Titel hat er schon mehrfach gewinnen können, so wie grade wieder die deutsche Meisterschaft in Ustka in Polen. Bei der letzten Europameisterschaft – im August dieses Jahres am Gardasee – wurde er hinter Cam Owen und dem Dänen Niklas Heide Dritter. Gerechnet hatte er damit nicht, da das dazugehörige Training dieses Jahr – neben seinen Aufgaben als Geschäftsführer – zu kurz kam.
Auf Föhr hat der leidenschaftliche Katamaran-Segler mit seinem kleinen Segelclub und den Mitgliedern, allen voran Rolf Dallmann als Ziehvater des Hobie-Segelns auf Föhr, unzählige Regatten ausgerichtet. Unter anderem die Weltmeisterschaften 1994 der Hobie 14, welche der Föhrer Kai Kröger gewinnen konnte, und 2010 die Europameisterschaft der Hobie 16. »Was für Highlights für die kleine Insel Föhr«, erinnert er sich noch heute gern daran.
Viele Jahre später hat Jens Goritz, federführend als 1. Vorsitzender (gemeinsam mit seiner damaligen Frau), dem FKK und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine große Deutsche Meisterschaft der Hobie 16 auf Föhr ausgerichtet. Die Meisterschaft wurde, trotz einiger Sponsorenprobleme ein großer Erfolg, den Jens Goritz mit dem deutschen Meistertitel 2015 komplettierte. »Ich werde immer wieder gefragt, ob wir nicht wieder eine Meisterschaft auf Föhr ausrichten wollen, aber in der heutigen Zeit ist ein solches Event ein Großereignis und bedarf einiger guter zuverlässiger Sponsoren, viel Professionalität und Zeit,« erklärt er., »ausschließen werde ich es allerdings nicht. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können wir über alles reden.«
Fragt man den Segler und Unternehmer, wie er sich überhaupt noch auf dem Wasser motivieren kann, grinst er: »Es gibt da einen Australier namens Cam Owen, der zurzeit wohl der Beste der Besten ist. Ihn und seine Frau zu schlagen, ist schon genug Motivation; aber es macht auch so unglaublich viel Spaß, sich auf dem Wasser zu messen«.
Jens Goritz fährt oder fliegt mehrmals im Jahr nach Sardinien, um dort zu trainieren, Regatten zu segeln, aber auch, um Abstand von den Aufgaben auf Föhr zu bekommen. Einfach um Kraft zu tanken. »Auf Sardinien habe ich inzwischen viele gute Freunde und dort zu sein, lädt meinen Akku schnell wieder auf«.

Wer zwischen den Zeilen gelesen hat, der weiß, Jens Goritz hat schon seinen 60. Geburtstag hinter sich, auch wenn man ihm das überhaupt nicht ansieht. Rückschläge, welcher Art auch immer, hat er privat und im Unternehmen durch Einsatz, Ideen und sein gutes Team auffangen können. Er wäre nicht ehrlich, wenn er in seinem Alter nicht auch einmal über »Was kommt eigentlich danach« nachdenken würde, sagt er. »Aber da ist noch keine Entscheidung gefallen. Ich konzentriere mich auf meine fast durchgängig sehr zufriedenen und dankbaren Gäste. Alles andere wird sich eines Tages ergeben«.

Auch im Winter zieht es den »Inseljungen« immer wieder auf die italienische Mittelmeerinsel Sardinien, doch er kommt jedes Mal zurück. »Denn die Liebe zu Föhr bleibt und kann man weder abstellen noch ersetzen«, betont Goritz. Denn so ein bisschen bezeichnet sich Jens Goritz als Einzelgänger. »Und wo kann man seine Ruhe besser finden als an den langen Stränden von Föhr«, meint er.

So wie man Jens Goritz kennt: Beim Segeln und ganz oben auf dem Siegertreppchen.