
Verlässt Ende November die Insel: Wolfgang Philipp Foto: Andreas Hansen
Musiklegende verlässt nach 41 Jahren die Insel:
Großer Abschied für Wolfgang Philipp
Selten hatten sich im Kurgartensaal für ein Konzert derart viele Insulaner versammelt. Der Anlass war allerdings auch ein besonderer: Nach 41 Jahren, von denen er 24 Jahre lang die Musikschule geleitet hat und zudem 20 Jahre lang das »Jazz goes Föhr«-Festival organisierte, verlässt Wolfgang Philipp mit seiner Frau Verena die Insel. Ende November zieht das Paar zur jüngeren Tochter in die Nähe von Bremen. So hieß es für die Musikschule Föhr und deren »Tidenhup Big Band«, sich von Philipp, der die »Tidenhuper« im Jahr 2008 selbst gegründet hatte, gebührend zu verabschieden.
Groß in Form zeigte sich die zehnköpfige Big Band an diesem besonderen Abend. Sie eröffnete mit der Muppets-Titelmelodie, beeindruckte das Publikum mit Duke Ellingtons »Satin Doll«, welches an Fülle nicht weit vom Original entfernt war, rollte wundervoll durch Nesticos »Martinique« und traf den New Orleans-Sound perfekt beim »Basin Street Blues«. Doch bekanntlich fällt jeder Abschied schwer, So war es den Anwesenden – Zuhörern wie Musikern – zu jeder Minute bewusst, dass eine Ära endet. Unzählige Erinnerungen durchflossen den Saal. Ja, dieser aus Österreich stammende Wolfgang Philipp hat es geschafft, der Insel Föhr seinen musikalischen Stempel deutlich aufzudrücken.
Bevor er nach Föhr kam, war Wolfgang Philipp zehn Jahre Musikschullehrer an der Städtischen Jugendmusikschule in Lahr im Schwarzwald gewesen. Als studierter Geiger wollte er an der »Streicherschmiede Deutschlands« Methoden studieren. Neben guten Geigern und Bratschern gab es dort auch eine sehr gute Trompetenklasse, mit der ihr Lehrer bei »Jugend musiziert« sehr erfolgreich war. Diese wurde zur Basis für ein 80-köpfiges Symphonie-Blasorchester, das von Philipp gegründet wurde und sich unter anderem im ZDF in Rainer Holbes Sendung »Kleines Platzkonzert« vorstellte.
Dann der Wechsel nach Föhr. Der ausgebildete Grundschullehrer (plus Lehramt Musik am Gymnasium) konnte 38 andere Bewerber ausstechen. Amrum kannte er als Kind von diversen Zeltlagern bei Norddorf bereits. Nun also Föhr. Klein und somit sympathisch. »Hier konnte ich alle Ideen verwirklichen, die mir eingefallen sind«, sagt er. Vom 11. April 1983 bis Ende 2007 leitete er die Musikschule. Viele, viele Schüler konnten von seinem Wissen profitieren. Die Schüler wurden möglichst schnell in Bands platziert. Es gab Kammerkonzerte und ein kleines Symphonieorchester.
Doch das war noch nicht alles. Gemeinsam mit Pianist Dirk Kelm gründete Philipp eine kleine Jazz Band. Im »Pomme« wurde mittwochabends öffentlich geprobt. »Rammelvoll war es jedes Mal«, erinnert er sich schmunzelnd. Die »Public Rehearsal Band«, wie sie sich nannte, wechselte später in die Musikschule, bekam Kultstatus. Sonntags spielte Philipp zusätzlich mit einem Trio im Café und der Cocktailbar »Möwe« in der Großen Straße in Wyk.
Dann die Idee, auf Föhr ein Jazz-Festival aufzuziehen. Zunächst auch als Workshop für Schüler gedacht. Trompeter Benny Bailey, den Philipp aus München kannte, machte im Juni 1997 noch in der Lüttmarschhalle am Stockmannsweg den Auftakt. Man hatte ihn zuvor mit einem Trompetenquartett von der Fähre abgeholt. 20 Jahre lang organisierten Wolfgang und Verena Philipp zusammen mit dem Ehepaar Höncher dieses Weltklasse-Jazzfestival auf Föhr. Größen wie Nils Landgren, Dusko Goykovich und Ingolf Burkhardt kamen. Sie genossen das ganze Rundherum inklusive feierlichem Dinner. Wahlweise vor oder nach dem Konzert. Und spannender Jam Session hinterher. Anfangs noch in der proppevollen »Möwe«, später in der Musikschule.
»Wir werden Dein Erbe weiterführen«, versprach Almut Höncher am Ende des großen Abschiedskonzerts und spielte für Wolfgang Philipp mit der »Tidenhup Big Band« ein letztes Ständchen. Der Dank vieler ist ihm gewiss, doch endet auf Föhr eine Ära. Große Fußstapfen bleiben zurück. Der Mann mit dem Horn sagt »Servus«.
Text: Andreas Hansen