Sandfangzäune aus Reisig schützen vor Sandverlust. Foto: Hafenbetrieb Stadt Wyk
Die große Aufgabenpalette von Hafen- und Liegenschaftsbetrieb
Was die Skipisten im Wintersportgebiet sind und die Casinos in Las Vegas, ist der Strand in Wyk auf Föhr. Um es einmal plakativ auszudrücken. Ohne ihn wäre vieles andere undenkbar. Der 2,5 Kilometer lange und bis zu 80 Meter breite Strand bietet sowohl für den Tourismus als auch für viele Insulaner selbst eine grundlegende Basis für jeden auf der Insel verbrachten Tag. Doch so selbstverständlich die tägliche Unterhaltung seitens des Bauhofs, der den Strand bewirtschaftet und pflegt, auf den ersten Blick erscheint, so aufwendig ist sie. Nicht nur während der Saison, sondern insbesondere auch an Tagen, an denen der Strand nicht Anziehungspunkt Nummer Eins ist. Dieses ist der zweite Teil unserer Serie zur großen Aufgabenpalette von Hafen- und Liegenschaftsbetrieb.
Anfang Oktober. Die Saison ist zu Ende. Am Strand werden die rund 1.500 Strandkörbe abtransportiert. Vom 1. Mai bis zum 15. September standen sie zur Vermietung, die Saisonkörbe noch zwei Wochen länger. Ein paar blieben noch bis zum Jahrmarkt geöffnet stehen. Während im Büro schon unzählige Anfragen für 2025 eingehen, muss alles für den Winter reingeholt werden. Mit drei Traktoren, die jeweils sechs Körbe aufladen können, geht es zum Hauptlager am Laglumsweg und zwei weiteren, kleineren Lagern. Noch vor Abtransport werden sie am Strand gesichtet und geschaut, wo Reparaturen notwendig sind. Die Schlösser werden entsandet, die Nummern abgeschraubt, alle Körbe dann gereinigt.
Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Um den Herbststürmen zuvorzukommen, wird schnellstmöglich mit dem Strandschieben begonnen, um dem Strand das gewünschte Profil zu geben. Zwei Raupen werden hierzu vom Festland geliehen, aber selbst gefahren. Ein Lohnunternehmer holt Sand von Buhnen und Bereichen um die Segler- und die Südstrandbrücke herum. Um sicher zu stellen, dass alle Naturschutzrichtlinien eingehalten werden, wird genau festgelegt, wo etwas aus dem Watt genommen werden darf. Durch das Hin- und Herschieben wird dafür gesorgt, dass der Sand bleibt, wo er hingehört. Neuerdings sind Sandfangzäune aus Reisig hinzugekommen. Vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) werden sie bevorzugt, weil sie sich gut bewährt haben. 500 Bänke, vier Badeflöße und 30 Badebojen sind zu diesem Zeitpunkt bereits hereingeholt und wurden per Hochdruckreiniger abgespritzt. Schilder werden abmontiert und genauso wie die Fahnenmasten sorgfältig eingelagert.
Doch nach der Saison ist bekanntlich vor der Saison. Schon bald muss alles wieder hergerichtet werden. Im Frühjahr werden die Strandkörbe ausgespült und mit Nummern versehen. Die Barken an den Buhnen müssen bis zum 1. April gesetzt werden, damit niemand gegenfährt oder -schwimmt. Die Bänke, Mülleimer, Duschkabinen und Fahnenmaste werden aufgebaut. Jedes Jahr gibt es 100 neue Fahnen. Die Beschilderungen, Rettungsringe, Trampoline, Spielgeräte und die Volleyballfelder müssen aufgebaut sowie die sechs DLRG-Stationen und die vier Strandkorbbuden samt Funk und Elektrik hergerichtet werden. Gummimatten werden gelegt, die Strandkörbe nach genauem Stellplan aus dem Büro aufgestellt.
Hat die Saison dann begonnen, wird die Arbeit nicht weniger. Die Brücken werden täglich kontrolliert. Im Sommer fährt ein Reinigungsfahrzeug täglich den Strand ab, sammelt Algen ein. Ein Radlader und Hänger stehen zusätzlich bereit. Die Promenade wird gefegt. Bei Wetterwarnungen finden Kontrollfahrten statt. Die Unterkünfte der 18 DLRGler samt deren Fahrräder werden betreut. Der Grillring am Hafenstrand kontrolliert, die Mülleimer geleert und die Pizzakartons aus den den zehn entsprechenden Stationen entfernt. Im kommenden Jahr wird es auf der Mittelbrücke eine elfte Station geben. 350 bis 850 Kilogramm Müll fallen so täglich an und müssen nach Alkersum transportiert werden.
Oft unterschätzt wird der Job des Strandkorbwärters. An sieben Tagen die Woche stehen vier Wärter und zwei Springer bereit. Wie Nico Milling berichtet, der meist das Häuschen am Wellenbad betreut, wird bereits vor Dienstbeginn der Strand abgelaufen. Sind Gitter kaputt? Muss Müll eingesammelt werden? Die Körbe werden zum Wasser gedreht und gegebenenfalls von der ersten wieder in die zweite Reihe gerückt. Doch dann geht es erst richtig los, wobei das eigentliche Vermieten wohl die wenigste Zeit in Anspruch nimmt. Vielmehr ist der Strandkorbwärter erster Ansprechpartner, um Informationen rund um die ganze Insel samt Wattenmeer abzugreifen und auch um Ärger loszuwerden. Im Strandkorb nebenan wird geraucht, die Kinder oder die Musik sind zu laut, der Nachbar ist zu dicht dran, ein Hund läuft frei herum. Freundlich, aber bestimmt wird versucht, die Situation zu entschärfen, was in der Regel gelingt. Doch eigentlich hat alles etwas gemeinsam: Man freut sich am schönen Strand von Wyk zu sein, dem Herzen der Stadt.