Die Ausstellung läuft bis Juni 2025.

Auch Kargheit kann schön sein:

Nein, das Schöne hat Janus La Cour (1837 – 1909) nie gesucht. Es ist die Schlichtheit der Natur, die den dänischen Landschaftsmaler in der Tradition des Goldenen Zeitalters Dänemarks auszeichnet. Keine spektakulären Landschaften. Dafür abgebrochene Dünen, öde Strände, hier ein Berg, da eine Bucht und immer wieder Steine.
Im Februar 2024 entschlossen sich Florian Illies, der bekannte Bestsellerautor, Kunsthistoriker und Kurator sowie Frau Prof. Dr. Ulrike Wolff-Thomsen, Direktorin des Museums Kunst der Westküste (MKdW), mit einer Ausstellung eine grundsätzliche Neubewertung des 1837 an der dänischen Westküste als Nachkomme einer protestantischen Hugenotten-Familie geborenen Malers vorzunehmen. Es begann eine längere Suche nach Werken des in Deutschland weniger bekannten Künstlers. In Dänemark erfährt La Cour dagegen eine größere Popularität, da seine Einflussnahme auf modernere Künstler unbestritten ist. Wie konnte es sein, dass dieser interessante Maler so lange verkannt und nun erst erkannt wurde? Was macht ihn besonders? »Es ist die Kunst des zweiten Blickes«, nennt es Simon Elson, deutscher Autor und ausgewiesener La Cour-Experte.
In Zeiten des Impressionismus und der Lichtmalerei, in einem Zeitalter der anthroprozänen Hochphase der Industrialisierung, erkennt Janus La Cour eines deutlich: Die Zerstörung der Natur. Dieser merkwürdig zurückgezogene Maler, in dem eine besondere und stille Kraft wohnt, wird in seiner Zeit jedoch wenig wahrgenommen. Denn er sucht nicht das Schöne heraus, sondern malt die Landschaft wie sie ist. Als erster Maler bringt er Wetterphänomene und Dunkelheit in die dänische Kunst ein. Und zeigt: Auch Kargheit kann schön sein. Da sind Baumwurzeln und deren Schattierungen. Da sind Spiegelungen an der Wasseroberfläche.
Die Werke des Eigenbrötlers, der nie verheiratet war und immer als spröde und etwas menschenfeindlich galt, strahlen eine absolute Ruhe und fast schon etwas Meditatives aus. Alles Störende wird weggelassen. Lange Zeit seines Lebens hat La Cour in der Nähe von Aarhus verbracht, hat dort andächtig die Natur betrachtet. Doch auch auf seinen Reisen nach Italien, Paris und in die Schweizer Alpen bleibt er sich treu, zeigt keine Eisenbahnen, keine Hotels und fast nie Menschen.
»Momente der Klarheit« ist die erste Einzel-Ausstellung des dänischen Künstlers in Deutschland und noch bis zum 22. Juni nächsten Jahres im Alkersumer Museum zu sehen.