
Immer Stimmung bis in die Nacht
Christa Knigge verabschiedete sich in den Ruhestand:
Die Geschichte der »Möwe« ist zu Ende
Das wird vielen Insulanern und Feriengästen fehlen, nachmittags bei Kaffee und Kuchen oder einer der legendären Bowlen in der Großen Straße in Wyk draußen in der Sonne zu sitzen. Oder abends bei einem frischgezapften Bier oder Cocktail in nostalgischem Ambiente am Tresen zu verweilen. Die »Möwe« gehörte zu den letzten gastronomischen Institutionen auf der Insel. Weil ihr Gründer Dieter Hackmann am 2. Februar im Alter von 86 Jahren gestorben ist und auch aus Altersgründen, hat sich Christa Knigge nun dazu entschlossen, das Café und die Cocktailbar in dieser Saison für immer zu schließen. »Diese Entscheidung ist mir sehr, sehr schwergefallen«, so die 74-Jährige. Zumal ihr die vielen Stammgäste ans Herz gewachsen und im Lauf der Jahrzehnte daraus auch viele Freundschaften entstanden sind.
Es war vor mehr als 58 Jahren, als Dieter Hackmann, der in Kropp eine Kneipe hatte, zu einer Hochzeitsfeier auf die Insel kam und erfuhr, dass die »Möwe« zu verpachten war. Er übernahm sie zuerst als Restaurant und machte später ein Abendlokal und eine Diskothek daraus. Geöffnet um 21 Uhr, ging es immer bis in die Nacht hinein. »Die Leute standen in Dreierreihen vor dem Tresen«, erinnert sich Christa Knigge. Deshalb wurde der Tresen, der von einem Kieler Schiffbauer in Form eines Schiffs gebaut worden war, später noch erheblich verlängert.
Christa Knigge stammt aus dem Hamelner Umland. Nachdem sie Dieter Hackmann kennengelernt hatte, kam sie 1976 auf die Insel, um mit ihm die »Möwe« zu führen. »Das war eine verrückte Zeit«, erinnert sie sich. Nicht nur, dass sie die entsprechende Musik auflegte, um die Gäste auf den bunt aufleuchtenden Tanzboden zu bringen. Auch servierte sie die Getränke und bereitete in der Küche so ganz nebenbei die Speisen zu. Es gab beispielsweise Schinkenbrote, Steaks, Krabbencocktails und den ganz großen Renner. Froschschenkel.
Die »Möwe« war nicht nur ein angesagtes Lokal für Insulaner und Feriengäste. Viele Musiker und Schauspieler, die im Kurhaus auftraten, kehrten hier ein. Darunter waren die deutschen Komiker Fips Asmussen und Günter Willumeit, die Goombay Dance Band, der beliebte Moderator Carlo von Thiedemann und Schauspieler des Ohnsorg-Theaters. Sogar Heinz Erhardt gehörte dazu.
Und auch die Musiker vom »Jazz Festival« waren nach ihren Auftritten immer in der »Möwe« und spielten hier weiter. Als der damalige Kommandant der Gorch Fock, Nickels Peter Hinrichsen, der von der Insel kommt, auf seiner Abschiedstour vor Föhr festmachte, war das Lokal voller Matrosen.
Das Nachtgeschäft ließ aber nach, weshalb vor über 30 Jahren ab 16 Uhr Tische herausgestellt wurden. Zuerst vier, wie Christa Knigge erzählt. Tisch um Tisch kamen dazu, bis man im Straßencafé über 60 Plätze verfügte. Und sogar schon um 14 Uhr aufmachte. Das ist nun alles vorbei, wie nicht nur die Gäste bedauern werden. Sondern für eine lange Zeit auch noch Christa und Mike, der in der »Möwe« 30 Jahre im Service arbeitete.