Beste Laune bei bestem Wetter: Lena Bruderreck, Werkleiterin Stadt Wyk, Minister Claus Ruhe Madsen und Birgit Hinrichsen, zweite stellvertretende Bürgermeisterin (v.l.) Foto: Stadt Wyk/Andreas Hansen
Für einen Tag lang stand der kleine Hafen Wyk im Mittelpunkt der »Hafenwelt«: Der Gesamtverband Schleswig-Holsteinischer Häfen e.V. (GvSH) hatte beschlossen, seinen 11. Schleswig-Holsteinischen Hafentag in diesem Jahr in Wyk auf Föhr zu begehen.
Stolz ist das nördlichste Bundesland auf seine über 30 Häfen, die mit einem Umschlagaufkommen von mehr als 52 Millionen Tonnen Ladung und rund 13 Millionen Schiffsreisenden jährlich ein bedeutender Motor der bundesdeutschen maritimen Wirtschaft sind. Doch die Unterstützung seitens des Bundes mit jährlich 38 Millionen Euro für alle Bundesländer hat sich seit 2005 nicht geändert, wobei über 20 Millionen Euro davon allein an Hamburg gehen, so in einer Pressemitteilung. Nicht annähernd genug, fand Claus Ruhe Madsen, Schleswig-Holsteins Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus. Der Stargast des diesjährigen Hafentags, der als junger Mensch selbst auf einem Kutter in Esbjerg geschuftet hatte, wie er sagte, forderte eher einen Betrag um die 500 Millionen. »Wenn klar ist, wer in Berlin der Minister wird, steht Herr Madsen mit einem Wunschzettel auf der Matte«, sagte der Minister in Anbetracht der angekündigten Infrastrukturmittel, die zukünftig vom Bund fließen sollen und fügte hinzu: »Ein Hafen sieht immer gut aus. Aber man sieht nur bis zur Wasserkante.«
Die dringende Notwendigkeit von Instandsetzungsarbeiten sieht auch Lena Bruderreck, die Werkleiterin des Städtischen Hafenbetriebs Wyk auf Föhr: »In diesem Jahr stehen große Baggermaßnahmen an. Zudem sind die Kaimauern teilweise marode und auch Spundwände müssten saniert werden.« Der auf den ersten Blick kleine Hafen von Wyk gehört zu den größten Fährhäfen in Schleswig-Holstein. »Unser Hafen unterliegt einer anderen Wichtigkeit als anderswo. Es kann auf keine Autobahn und keinen Schienenverkehr ausgewichen werden. Der Hafen ist das alleinige Drehkreuz für die Grundversorgung und den so wichtigen Tourismus, von dem wir alle abhängig sind,« sagte die Wyker Hafenchefin.
Eine wichtige Komponente für jeden Hafen ist eine funktionierende Hinterlandanbindung. »Die Schienennetzanbindung in Schleswig-Holstein ist katastrophal,« klagte Minister Claus Ruhe Madsen und meinte: »Es sind Gelder für zukünftige Investitionen nötig, wenn man sich weiterentwickeln möchte. Erst dann können erarbeitete Strategien auch umgesetzt werden. Fehlerfreie Planungen sind hierzu nötig. Prozesse müssen zudem schneller und schlanker gestaltet werden. Für alle Planungen sind stets Verlässlichkeit und Zuversicht unumgänglich. Und nebenbei werden auch noch Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen.«
Der 11. SH-Hafentag war bewusst in Wyk zusammengekommen, um auch die Rolle der kleineren schleswig-holsteinischen Häfen hervorzuheben. »Häfen sind Herzkammern im internationalen Handel«, sagte Dr. Sebastian Jürgens von der Lübecker Hafen Gesellschaft mbH. Der Fokus müsse stets darauf liegen, in Europa noch näher zusammenzuarbeiten. Hierzu passte auch die jüngste Meldung von Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH, dass mit Brunsbüttel und Esbjerg sich gerade zwei »Vorzeigehäfen« zu einer Partnerschaft zusammengeschlossen hätten.
Was wird die Zukunft bringen? Bekanntlich gibt es Überlegungen, ob Fähren zukünftig mit Wasserstoff, Methanol, Ammoniak, Batterien oder mit Segelkraft alternativ betrieben werden können. Axel Meynköhn, Geschäftsführer der Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH, die für die durchgehende Versorgung des Wyker Hafens zuständig ist, sagte hinsichtlich der auf seine Reederei bezogenen Relevanz: »Ja, das wird zu gegebener Zeit kommen. Doch wage ich die Vorhersage, dass wir Inselversorger nicht die ersten sein werden. Wir fahren auch bei Windstärke 10 oder 11 solange die Molen offen sind. Wir sind daher nicht idealtypisch, um ein First Mover zu sein. Das ist nicht unser Feld, das auszuprobieren.«
Der 11. Hafentag des GvSH in Wyk war ein Tag, um Potentiale zu verdeutlichen, gemeinsam Stärke zu zeigen, sich zukunftsfest zu positionieren und sich gegenseitig besser kennenzulernen.
Die gute Organisation vor Ort brachte dem Wyker Hafenbetrieb viel Lob ein, wobei man das schöne Wetter als »Bonus« auch gern in Kauf nahm.