Auf dem Foto lachen sie: Der Abschied fiel Kerstin und »Michel« aber sehr schwer.

Im »Letj Lembeck´s« in Borgsum gegenüber der Mühle ging es in den vergangenen Tagen und Wochen sehr emotional zu. Denn nach fast 28 Jahren haben sich Kerstin und Michael »Michel« Johannsen schweren Herzens dazu entschlossen, das urige Restaurant mit der gemütlichen Gartenterrasse zu schließen. Nachdem sie den Pachtvertrag im August gekündigt hatten, konnten das viele Gäste zuerst überhaupt nicht fassen, dass nun endgültig Schluss ein sollte. Und so flossen immer wieder Tränen und gab es berührende Abschiedsszenen. »Wo sollen wir jetzt bloß unsere Steaks essen«, hieß es vielfach.

»Wir haben uns das lange überlegt. Schließlich war das Restaurant mit unseren vielen Stammgästen unser Lebensmittelpunkt«, so Kerstin und »Michel« Johannsen, der im nächste Jahr 66 Jahre alt wird: Ein Grund dafür, dass man sich im Leben nun auch einmal anderen Dingen widmen wollte. Schließlich arbeitet »Michel« Johannsen seit seinem 18. Lebensjahr in der Gastronomie – in Rendsburg ebenso wie in Berlin und Spanien, zuerst im Service und später auch in der Küche. Außerdem ist das langjährige Personal mit dem Wirtepaar langsam älter geworden. Viele sind schon und einige gehen bald in Rente. »Und neue treue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, ist zurzeit auch nicht ganz einfach«, sagt Kerstin Johannsen.

»Michel« Johannsen wurde in Büdelsdorf bei Rendsburg geboren. Seine Eltern kommen aber von der Insel. Und so kam es, dass ihn sein Weg nach Föhr führte und er an der Hauptstraße in Borgsum das Restaurant »Lembeck´s« eröffnete, von 1992 bis 1997 führte und hier seine heutige Frau, die im Service aushalf, kennenlernte. Am 1. April 1998 war dann Eröffnung des »Letj Lembeck´s«, das zuvor eine Teestube für Reiter war.

Von den Dorfbewohnern war es aber schon vor der Eröffnung gut angenommen worden. Bereits in der Umbauphase saß man hier auf Bier- und Cola-Kisten, um bei einem kühlen Drink zu plauschen. Und für die Einheimischen, für die die Tresenbank immer reserviert war, wurde das »Letj Lembeck´s« später auch ein richtiger Dorfmittelpunkt. Es gab Skat- und Knobelturniere und im Winter einen sonntäglichen Frühschoppen. Sowie am Vatertag, dem umsatzstärksten Tag des Jahres, einen »Männerteller«.

Die alte Tresenplatte und die Bestuhlung für das »Letj Lembeck´s« hatte man aus dem »Lembeck´s« mitgebracht. Zuerst eine Kneipe und ein Café, wurde von Kerstin Johannsens Vater 2002 im ehemaligen Pferdestallt die Küche angebaut. Und die saftigen Steaks und knackigen Salate fortan das Markenzeichen von »Michel« Johannsen. Das ist nun zum Leidwesen der Gäste vorbei. Aber noch immer denken Kerstin und »Michel« voller Wehmut an die vielen netten Abschiedsworte, die festen Umarmungen, die kleinen Aufmerksamkeiten und Abschiedsgeschenke, für die sich sehr bedanken.

Kerstin Johannsen, eine gebürtige Föhrerin, wird weiterhin als Lehrerin arbeiten und mit ihrem »Michel« jetzt viel Zeit verbringen können. Ganz aus der Gastronomie verschwinden sie aber nicht. Ein Wiedersehen mit ihnen gibt es jetzt auf dem Jahrmarkt, wo sie im Wechsel alle zwei Jahre einen Bierstand betreiben.

Nun ist man noch dabei, Restaurant und Küche auszuräumen. Das Inventar soll verkauft werden, so möglich. Es gibt also weiterhin allerhand zu tun. Langweile wird sich zunächst nicht einstellen. Was mit dem Lokal passiert, weiß niemand. Ein Nachfolger war bei Redaktionsschluss nicht in Sicht.